Behindertengerechtes Bad
Ein behindertengerechtes Bad gewährt barrierefreien Zugang, erleichtert das Bedienen aller Sanitärelemente und ist auf seine Nutzer barrierefrei abgestimmt. Es ermöglicht das Benutzen des Badezimmers möglichst eigenständig und berücksichtigt Einschränkungen in verschiedenen Bereichen. Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen stehen beim Thema behindertengerechtes Badezimmer im Vordergrund. Ein Handikap, das Hör- oder Sehvermögen, Motorik oder kognitive Fähigkeiten betrifft, bedeutet nicht automatisch einen Verzicht auf Wohnkomfort im Bad. Dein barrierefreies Badezimmer gestaltest Du heutzutage gleichzeitig behindertengerecht und modern. Die Norm Din 18040-2 begegnet mit Ihren Vorgaben nicht nur motorisch Eingeschränkten, sondern zielt auch auf Barrierefreiheit für Sehbehinderte oder kognitiv Beeinträchtigte.
Wichtig:
Gestalten Du Dein Badezimmer nach DIN 18040-2 barrierefrei, stehen Dir staatliche Zuschüsse zu. Informiere Du Dich zu diesem Thema separat in unserem Ratgeber zu Förderungen barrierefreies Badezimmer.
Du möchtest Dein Bad rollstuhlgerecht gestalten oder hast mit einem altersgerechten Bad die Zukunft im Sinn? Eine Zusammenstellung der Norm-Anforderungen für Rollstuhlfahrer findest Du im Ratgeber rollstuhlgerechtes Bad. Und auch für altersgerechte Badezimmer warten wir mit einer eigenen Ratgeberseite auf. Bei letzterem bist Du freier in der Gestaltung, da die Norm lediglich als hilfreiche Orientierung dient. Welche Thematiken Du bei einem barrierefreien Badezimmer nach der geltenden DIN 18040-2 beachten solltest, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Allgemeines zum behindertengerechten Bad
Die Norm DIN 18040-2 sieht vor, dass in Wohnungen mit mehreren Sanitärräumen mindestens einer barrierefrei nutzbar ist. Beachte Du dabei auf der einen Seite den Zugang zum Raum und dessen Erreichbarkeit. Berücksichtige Du auf der anderen Seite die Nutzbarkeit und Barrierefreiheit aller im Bad befindlichen Elemente. Erweiterte Regelungen gelten für ein rollstuhlgerechtes Bad. Diese behandeln wir in einem gesonderten Rategeber.
Bauliche Gegebenheiten
Wenn Du den Bau oder Umbau Deines Bades planst, gibt es viel zu beachten. Neben den offensichtlich tagtäglich genutzten Sanitärelementen, wie Toilette oder Dusche, spielen die baulichen Gegebenheiten eine maßgebliche Rolle für ein barrierefreies Badezimmer. Dass wir über die Fliesen laufen, ist selbstverständlich – doch was passiert, wenn diese nicht rutschfest sind? Wie breit muss die Tür sein, um das Bad mit einem Rollator betreten zu können? Und eignet sich die Wand für Haltegriffe? Wir erläutern Dir, welche Überlegungen bei der Raumplanung und Bausubstanz zu Beginn der Baumaßnahmen relevant sind.
Bewegungsflächen
Für Menschen mit motorischen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen gilt freier Bewegungsraum vor den einzelnen Sanitärobjekten als unabdingbar. Nach der DIN-Norm 18040-2 ist eine Fläche von mindestens 120 cm x 120 cm vor WC, Waschtisch, Wanne und in der Dusche zu gewährleisten. Diese Flächen dürfen sich überlagern. Das bedeutet, dass beispielsweise die Bewegungsfläche vor Waschtisch und WC in den begehbaren Duschbereich reichen darf. Wenn nur begrenzter Raum zur Verfügung steht, ist das äußerst praktisch. Den Bewegungsraum lernst Du in erster Linie dann zu schätzen, wenn Du beispielsweise zeitweilig auf Krücken läufst oder längerfristig einen Rollator als Unterstützung benötigst. Doch auch mit einem Kind oder Wäschekorb im Arm profitierst Du von dem großzügigen Platzangebot.
Tipp:
Bedenke beim Neubau auch das Gäste-WC mit ausreichend Bewegungsflächen. Nach der DIN genügt es jedoch, wenn einer der Sanitärräume in Haus beziehungsweise Wohnung barrierefrei gestaltet ist.
Verbesserter Boden
Dem Boden widmest Du allein schon aus Gründen der Sturzprävention besonderes Augenmerk. Vermeide deshalb jedwede Schwellen oder Stufen im Badezimmer, besser noch im gesamten Wohnbereich. Wähle rutschhemmende Bodenbeläge im Bad, denn durch das Waschen am Waschtisch oder in der Dusche sammeln sich schnell Feuchtigkeit oder Wassertropfen am Boden.
Wähle für die Nassräume eine Rutschhemmungsklasse von mindestens R 10 oder Bewertungsklasse B. Je kleinflächiger die Fliesen sind, umso geringer ist die Rutschgefahr. So eignen sich insbesondere Mosaikfliesen besser als große Beläge. Gummimatten oder Badematten mit latexierter Rückseite machen den Bereich vor der Badewanne, Dusche oder dem Waschbecken rutschsicherer, können aber bei Gebrauch von Gehhilfen oder bei motorischen Einschränkungen schnell eine Stolperfalle darstellen. Eine Fußbodenheizung oder Korkboden können hier Abhilfe verschaffen, da sie für ein warmes Fußgefühl sorgen. Daneben erhältst Du transparente Antirutschfolien in diversen Körnungen, die Du nachträglich auf die Fliesen aufklebst und Dir so neues Verfliesen ersparst. Vermeide spiegelnde oder blendende Beläge und setze stattdessen auf visuelle Kontraste. Diese helfen sehbehinderten Personen, sich besser zu orientieren und den Boden als Kontrast zu Wänden, Türen und Einrichtung wahrzunehmen.
Tipp:
Achten Du neben der Rutschhemmung auch auf leicht zu reinigende Bodenbeläge, die Du fest und eben im Bad verlegen.
Stabile Wände für Stützgriffe
Über die Bauart der Wände in Deinem Badezimmer machst Du Dir sicherlich eher selten Gedanken. Doch sie dienen nicht nur der Raumabtrennung im Sinne von Sicht- und Geräuschbegrenzung, sondern können als tragende Varianten wichtige Stützfunktionen übernehmen. Zur Gewährleistung von Sicherheit und Komfort, bedürfen Halte- und Stützgriffe generell einer tragenden oder verstärkten Wand. Die klassischen Trockenbauwände sind zumeist nicht tragend. Bei ihnen ist eine extra Verstärkung nötig, um entsprechende Funktionen zu erfüllen. Denkst Du über eine Dusche an einer tragenden Mauer nach, wenn sich Dein Bad in einem Raum mit tragenden Wänden befindet: Duschsitze oder Griffe lassen sich an einer entsprechenden Position leicht montieren.
Auch wenn Du nicht direkt beim Sanieren oder beim Neubau Halte- oder Stützgriffe an den Wänden befestigst, solltest Du zumindest eine Nachrüstmöglichkeit bauseits einplanen und entsprechende Verstärkungen vornehmen lassen. Dies gilt für senkrechte oder waagerechte Griffe neben der Toilette, in der Dusche sowie im Bereich der Badewanne. Großzügige Traversenflächen in Vorwandinstallationen und Trockenbauwänden gewährleisten diese flexible Anpassungsfähigkeit, sodass Du Dich in jedem Bereich des Bads sicher bewegen kannst. Für das Vorwandelement des Hänge-WCs erhältst Du beidseitig integrierte Befestigungsmöglichkeiten, die die nötige Tragfähigkeit und Stabilität sicherstellen. Handläufe im restlichen Badbereich dienen zusätzlich der Sturzprävention und Haltegriffe in der Nähe des Waschtischs helfen beim Aufrichten aus sitzender Position.
Gut erreichbare Fenster
Achten du darauf, dass mindestens eines der Fenster im Bad für bewegungseingeschränkte Personen gut erreichbar ist. Berücksichtige Du außerdem, dass Du das Fenster leicht öffnen und schließen kannst. Das bedeutet, dass der manuelle Kraftaufwand 30 N sowie das maximale Moment 5 Nm nicht überschreiten dürfen. Zwei- oder mehrteilige Fenster, wie sie in den meisten Haushalten als Drehkippfenster vorkommen, sind empfehlenswert. Abzuraten ist von Schwingflügelfenstern oder Fenstern mit Griffleisten, da diese schwerer zu bedienen sind und die Gefahr des Fingerklemmens größer ist. Das Anbringen eines Fenstergriffs am unteren Rahmen, längere Hebelgriffe oder Fenstergriffverlängerungen können zur besseren Bedienbarkeit beitragen.
Wichtig:
Wenn sich das Bad ausschließlich über das Fenster lüften lässt, ist die leichte Bedienbarkeit zum Öffnen und Schließen zwingend erforderlich.
Behindertengerechte Türen
Achten Du in erster Linie auf die gute Wahrnehmbarkeit der Tür zum Bad. Du solltest Dich unter geringem Kraftaufwand öffnen und schließen lassen. Dabei gelten ein maximaler Kraftaufwand von 25 N und ein maximales Moment von 2,5 Nm zum Öffnen von Drehflügel- und Schiebetüren als annehmbar. Durch bogen- oder U-förmige Griffe können auch bewegungseingeschränkte sowie sehbehinderte Menschen die Drückergarnitur gut bedienen. Manuelle Schiebetüren erfordern senkrechte Bügel, die in den Raum ragen, Drehknäufe oder eingelassene Griffe sind nicht geeignet. Schaffen Du Orientierungshilfen durch taktil erkennbare Türblätter oder visuell kontrastierende Wände und Zargen.
Um ein Blockieren der Türen zu vermeiden und die Sicherheit zu erhöhen, darf eine Drehflügeltür (also eine „normale“ Zimmertür) nicht in das Bad schlagen. Die Tür muss sich von außen öffnen und entriegeln lassen und nach außen aufgehen. Dadurch vergrößert sich zudem die Bewegungsfläche im Raum. Türanschläge oder Schwellen sind nicht zulässig beziehungsweise dürfen nicht höher als 2 cm sein, wenn technisch unabdingbar. Die optimale Durchgangsbreite einer barrierefreien Tür beläuft sich auf mindestens 80 cm, die Durchgangshöhe auf mindestens 205 cm. Bei Platzmangel im Flur eignen sich Schiebetüren oder Raumspartüren. Letztere lassen sich einklappen und ragen nicht so weit in den Raum hinein.
Tipp:
Du kannst Drehflügeltüren nachträglich mit einem elektrohydraulischen Türantrieb ausrüsten, sodass sich die Tür über einen Sensor oder Wandtaster automatisch öffnen lässt. Dieser sollte gut erkennbar und auf einer Höhe von 85 cm angebracht sein.
Sichere Heizungsinstallation
ür das Einhalten der Bewegungsflächen lassen Sie auch die Heizkörper nicht außer Acht. Es empfiehlt sich ein Modell, an dem Sie gleichzeitig die Handtücher trocknen können. Das Thermostatventil bringen Sie in einer bequemen Greifhöhe in 85 cm über dem Boden an. Montieren Sie die Heizung mindestens 30 cm über dem Boden, um Schäden durch Hilfsmittel oder Fußstützen auf engem Raum zu vermeiden. Achten Sie auf eine Positionierung außerhalb der Spritzwasserbereiche von Waschbecken und Dusche. Wählen Sie einen Heizkörper mit abgerundeten Kanten und glatter Vorderseite, diese reduzieren das Verletzungsrisiko.
Eine gute Alternative zum klassischen Heizkörper ist die Fußbodenheizung. Sie nimmt keinen Platz im Raum ein und bietet stets einen warmen Untergrund für Ihre Füße. Somit benötigen Sie keine weiteren Badematten und vermeiden Stolperfallen.
Licht im Bad
Eine gute Beleuchtung ist im Badezimmer unabdingbar. Um wenig Schlagschatten entstehen zu lassen, greifst Du anstatt einer Lampe in der Mitte des Raums zu mehreren Lichtquellen in den wichtigsten Bereichen. Hierzu zählen die Dusche, die Badewanne, das WC sowie der Waschtisch. Den Spiegel statten Du zu beiden Seiten mit einem Lichtauslass aus. Achte darauf, die Ecken Deines Bads ausreichend zu beleuchten. Greifst Du zu großflächigen Lampen mit geringer Leuchtdichte und diffus streuender Abdeckung, diese reduzieren Blendungen und Reflexionen. Warmweiße oder neutralweiße Modelle mit guter Farbwiedergabe leuchten das Bad optimal aus, hinsichtlich der Beleuchtungsstärke wählst Du Leuchten mit mindestens 300 Lux.
Wichtig:
Die Lampen im Bad müssen feuchtigkeitsbeständig und je nach Position tropf-, sprüh-, spritz- oder strahlwassergeschützt sein.
Bedienelemente und Schalter
Die Bedienelemente für Licht, Strom oder Kommunikationsanlagen gestaltest Du gut erkennbar und barrierefrei nutzbar. Vermeide scharfe Kanten durch Abrundungen oder einen Kantenschutz. Kennzeichne die Elemente in Deiner entsprechenden Funktion und achte auf eine eindeutige Rückmeldung bei der Bedienung. Das bedeutet, ein akustisches Signal erklingt, es gibt ein Lichtsignal oder eine eindeutige Schalterstellung erkennbar sein, sobald Du die Funktion korrekt ausgeführt hast. Der Kraftaufwand für Schalter und Taster darf maximal 2,5 bis 5 N betragen.
Um die Bedienelemente barrierefrei erreichen zu können, sind sie stufenlos zugänglich sowie frontal bedienbar zu montieren. Installiere die Elemente in einer Höhe von 85 cm über dem Boden, damit sie gut greifbar sind. Bei Anordnung mehrerer Varianten übereinander, wie zum Beispiel Lichtschalter, darf die Einbauhöhe bis zu 105 cm betragen.
Kontrastreiche Farben und Materialien
Generell sollten sich die Ausstattungselemente im Badezimmer farblich voneinander sowie von der Umgebung abheben, sodass visuelle Kontraste entstehen. Ein heller Waschtisch vor einem dunklen Hintergrund eignet sich ebenso wie ein helles Waschbecken mit farbigen Umrandungen. Vorteilhaft ist es außerdem, wenn Boden und Wände nicht Ton in Ton gehalten sind, sondern sich voneinander abheben. Je höher der Kontrast der Farben ist, umso besser ist die Erkennbarkeit der Elemente für sehbehinderte Menschen und Senioren. Schließlich lässt die Sehkraft auch altersbedingt nach. Blendungen, Spiegelungen oder Schatten beeinträchtigen die Wahrnehmung, weshalb Du diese idealerweise im barrierefreien Bad vermeiden.
Das WC im behindertengerechten Bad
Deine Toilette im behindertengerechten Bad bedarf einiger spezieller Anforderungen.
Höhe
Bezüglich der Höhe Deines WCs legt die Norm keine bestimmten Anforderungen fest. Üblich ist eine Höhe von 40 cm bezogen auf die Oberkante der Keramik, wobei der Toilettendeckel anschließend noch mit 1 bis 2 cm hinzukommt. Auf diese Weise erreichst Du standardmäßig eine Sitzflächenhöhe von 41 bis 42 cm. Achte darauf, die Höhe auf Deine Körpergröße abzustimmen. Wichtig ist, dass Deine Füße im Sitzen fest auf dem Boden stehen und Deine Beine einen Winkel von ca. 90 Grad aufweisen. Wenn Du Dich für ein Stand-WC entscheidest, ist die Höhe durch die spezielle Bauart der Toilette bereits festgelegt. Bei einem Hänge- bzw. Wand-WC legst Du die Höhe individueller fest. Vorteilhaft ist bei dieser Variante, dass der Boden sich besser reinigen lässt als bei einem Stand-WC.
Tipp:
Falls Du Dich für ein Wand-WC entscheidest und unsicher bezüglich der Höhe bist, findest Du Deine individuell passende Sitzhöhe mit Hilfe eines höhenverstellbaren Bürostuhls. Setze Dich und teste, bei welcher Sitzhöhe Aufstehen und Hinsetzen leicht fallen, wann Deine Füße noch vollflächig den Boden berühren und bei welcher Höhe Deine Beine den optimalen 90-Grad-Winkel einnehmen.
Wichtig:
Planen Du eine Erhöhung ein, wenn Aufstehen und Hinsetzen schwerer fallen. Hier sind 46 bis 48 cm für die Oberkante des WC-Beckens Standard, was der normierten Höhe für von Rollstuhlfahrern genutzten WCs entspricht.
Falls es zu größeren Diskrepanzen hinsichtlich der optimalen Sitzhöhe für alle regelmäßigen Toilettennutzer kommt, macht eine flexible Variante möglicherweise am meisten Sinn. Diese sind zwar meist teuer, lassen sich aber dank höhenverstellbarem Vorwandelement auf jeden Nutzer individuell einstellen.
Wand und Vorwand
Planst Du bei der Toilette einen seitlichen Abstand zur Wand oder anderen Sanitärobjekten von mindestens 20 cm ein. Dieser entspricht der DIN 18040-2 und gewährleistet ausreichend Platz zur barrierefreien WC-Nutzung. Die Wände im Bereich der Toilette müssen grundsätzlich für das Anbringen von Halte- und Stützgriffen vorbereitet sein und diese tragen können. Mittlerweile ist die Montage der Toilette an einem Vorwandelement üblich, hinter dem Anschlüsse und Spülkasten verschwinden. Da diese Elemente meist lediglich mit leichtem Gipskarton verkleidet werden, achte beim Einbau auf großzügige Traversen oder verstärke die Wand anderweitig. Im Bedarfsfall lassen sich die Griffe dann leicht nachrüsten, ohne dass Du die Wände noch einmal öffnen und verstärken. Dies ist Voraussetzung für ein barrierefreies Bad nach DIN 18040-2.
Dusch-WC
Wenn Du für die Toilette ein Vorwandelement installierst, lohnt es sich bereits im Voraus neben dem Wasseranschluss auch einen Stromanschluss zu legen. Dieser ist für ein Dusch-WC notwendig. Es kombiniert Bidet und WC. Das Dusch-WC unterstützt Dich bei der Intimpflege optimal, da es mit einer ausfahrbaren Wasserdüse daherkommt. Bei einigen Modellen ist zusätzlich eine Trocknungsfunktion integriert. Entweder Du entscheidest Dich in diesem Zuge direkt für die praktische Kombi-Variante oder Du rüstest nach: Du kannst zwischen dem klassischen Washlet und einem aufgerüsteten Dusch-WC-Sitz wählen. Letzterer ist oft günstiger und Du setzt diesen auf bestehende Keramik auf. Beide bedürfen eines Wasser- sowie Stromanschlusses.
Spülung
Zum WC gehört der Spülkasten, dem Du frühzeitig Augenmerk schenken. Beim Einbau des Spülkastens stehen die leichte Zugänglichkeit und Bedienbarkeit der Spülung im Vordergrund. Generell hast Du hier zwei Optionen: Den Einbau hinter einer Wand oder die Montage eines gängigen Aufputz-Spülkastens. Bei beiden ist die Zugänglichkeit und erleichterte Bedienung unabdingbar. Beachte zur Erreichbarkeit die Hinweise zu Bedienelementen.
Zubehör
Denkst Du bei der Planung des WC-Bereichs neben der Keramik und dem Spülkasten an das notwendige Zubehör: WC-Bürste und Toilettenpapierhalter sind für jeden bequem nutzbar zu platzieren.
Tipp:
Überlege Du vorher, welche Bereiche von der Toilette aus im komfortablen Griffbereich liegen und plane Du das Zubehör an diesen Stellen ein.
Der behindertengerechte Waschplatz
Du Waschplatz spielst in jedem Badezimmer eine zentrale Rolle, so auch im behindertengerechten Bad.
Beinfreiheit
Für ein behindertengerechtes Badezimmer ist es unabdingbar, dass der Waschtisch auch im Sitzen bequem nutzbar ist. In erster Linie ist darauf zu achten, ausreichend Beinfreiraum einzuplanen. Dies bezieht sich nicht nur auf den Verzicht eines Unterschrankes, sondern auch auf die Art des Siphons: Um sich an einem hervorragenden Siphon nicht zu stoßen oder gar zu verbrühen, entscheide Dich für einen Unterputz- oder Flachaufputzsiphon. Beide Varianten eignen sich für ein Maximum an Beinfreiheit unter dem Waschbecken.
Erreichbarkeit
Nutzen Du Deinen Waschtisch im Sitzen, sind plötzlich alltägliche Bewegungen anders auszuführen. Möglicherweise steht Deine Zahnbürste deutlich zu weit entfernt oder Du musst Dich strecken, um an den Wasserhahn zu kommen. Um solche Schwierigkeiten von Vornherein zu vermeiden, plane ausreichend Ablagefläche auf dem Waschtisch und in Griffnähe ein. Wähle zudem ein eher flaches Waschbecken und beachte den Abstand von der Vorderkante zur Wand. Diesen wähle nicht allzu groß, damit die Erreichbarkeit aller Utensilien stets gewährleistet ist. Bedenke in diesem Zuge die Installation von gut erreichbaren Steckdosen und Lichtschaltern für die Beleuchtung am Waschplatz. Du ersparst Dir lästiges Umstecken von elektrischer Zahnbürste, Rasierer und Föhn, wenn für alle Geräte ein eigener Steckplatz vorhanden ist. Auch das Licht am Waschtisch separat regeln zu können, ist praktisch. Da Strom und Wasser sich nicht vertragen, achte besonders auf einen Spritzwasserschutz bei den Steckern oder platziere diese entsprechend. Der Schutz vor Kurzschlüssen ist unerlässlich.
Tipp:
Überprüfen Du an einem Tisch, wie weit Deine Badutensilien entfernt stehen dürfen, um noch bequem erreichbar zu sein. Testen Du so auch, wieviel Beinfreiheit nötig ist und bei welchem Abstand Du einen Wasserhahn noch leicht bedienen kannst.
Spiegel
Um sich sowohl in sitzender als auch in stehender Position einwandfrei sehen zu können, bringst Du einen mindestens 100 cm hohen Spiegel unmittelbar über dem Waschtisch an. Nur so gewährleistest Du ungehinderte Sicht im Sitzen und im Stehen. Die Norm schreibt vor, dass die Montage eines solchen Spiegels direkt über dem Waschbecken zumindest möglich sein muss.
Armatur und Thermostat
Die Armatur am Waschbecken ist so auszubilden, dass Du sie mit einer Hand leicht bedienen kannst. Dafür eignet sich eine Einhandmischer. Ein verlängerter Hebel erleichtert die Bedienbarkeit enorm und verkürzt gleichzeitig die Strecke von sitzender Position zur Armatur. Alternativ lassen sich moderne berührungslose Armaturen einsetzen. Du aktivierst den Wasserfluss durch berührungslose Sensoren. Diese sind allerdings ausschließlich mit einer Temperaturbegrenzung auf 45° C zulässig, welche Du mittels eines Thermostats erreichst. Auf diese Weise verhinderst Du, dass Du Dich an zu heißem Wasser verbrühst.
Tipp:
Die Wassertemperatur im Badezimmer zu begrenzen ist sinnvoll, um sich in jedem Badbereich vor Verbrühungen zu schützen.
Stauraum und Haltegriffe
Die Norm legt zwar keine Handlungsempfehlungen für Aspekte wie Stauraum und Haltegriffe rund um den Waschtisch fest, doch macht es Sinn diese in die Planung zu integrieren. Am Waschplatz sind Halte- und Stützgriffe nützliche Helferlein: Insbesondere wenn Du Dich davor setzen möchtest, sind Haltegriffe beim Aufstehen und Hinsetzen hilfreich.
Tipp:
Es gibt Waschtische mit praktischen Griffleisten, die bei Nicht-Benutzen als Handtuchhalter dienen.
Da durch die gewonnene Beinfreiheit am Waschbecken möglicherweise der alte Unterschrank wegfällt, schaffst Du neuen Stauraum für Handtücher und andere Badutensilien an anderer Stelle. Beachte dabei erneut die gute Erreichbarkeit und plane Stauraum in Griffhöhe ein. Strecken und bücken ist dann überflüssig.
Dusche
An die Dusche im behindertengerechten Bad stellt die DIN 18040-2 besondere Anforderungen. An erster Stelle steht dabei die barrierefreie Nutzbarkeit. Damit ist gemeint, dass die Dusche so gestaltet ist, dass sie beispielsweise mit einem Rollator oder Rollstuhl zugänglich ist. Dies erreicht Du, indem Du Dich für eine bodengleiche Dusche entscheidest. Der Übergang zum Duschbereich darf nicht höher als 2 cm ausgebildet sein. Idealerweise ist der Übergang sogar flach als geneigte Fläche realisiert. Auf diese Weise gewährleistest Du einen sicheren Ein- und Ausstieg. Den Übergang niveaugleich zum Boden des Sanitärraums zu gestalten birgt noch weitere Vorteile: Die Dusche darfst Du dann zur Bewegungsfläche im Badezimmer hinzu zählen. Berücksichtige jedoch, dass der maximale Neigungswinkel zur Entwässerung im Duschbereich nicht mehr als 2 % betragen darf. Dieser Wert dient Deiner Sicherheit: Ein ungewolltes Wegrollen von Rollator oder Rollstuhl verhindert der geringe Winkel effektiv. Praktische Duschboards mit Duschrinne als Entwässerungssystem eignen sich besonders gut, um die barrierefrei begehbare Dusche umzusetzen. Mit ihr realisierst Du nicht nur einen Duschbereich der Norm entsprechend, sondern machst auch den aktuellen Trend im Duschbereich wahr.
Rutschhemmende Bodenbeläge
Wie im gesamten Bad, ist auch in der Dusche auf Sicherheit und Unfallvermeidung großer Wert zu legen. Achte Du bei der Wahl des Bodenbelags für Deine ebenerdige Dusche auf rutschhemmende Eigenschaften, die mindestens Bewertungsgruppe B der Rutschhemmungsklassen nach GUV-I 8527 entsprechen.
Hilfsmittel
Die Wandkonstruktion muss das Nachrüsten der Dusche mit Hilfsmitteln wie Stütz- und Haltegriffen und Duschklappsitzen ermöglichen. Dies ist bei den anfänglichen Baumaßnahmen mit einzuplanen. Nur durch die Nachrüstmöglichkeiten erhältst Du Dir den Anspruch auf Fördermittel. Im behindertengerechten Bad ist es womöglich sinnvoll, Haltegriffe bereits direkt beim Bau anzubringen, damit die Dusche sicher gestaltet ist.
Duscharmatur
Ähnlich wie beim Waschtisch ist auch bei der Wahl der Duscharmatur die leichte und gefahrlose Bedienbarkeit zu berücksichtigen. Greif Du aus diesen Gründen wie bei der Waschtischarmatur zu einen Einhebelmischer. Richte den Hebel nach unten aus. Auf diese Weise vermeidest Du, dass sich blinde oder sehbehinderte Menschen an ihr verletzen. Ein verlängerter Hebel erleichtert für jeden Nutzer das Bedienen der Duscharmatur, wo ein Abrutschen durch glitschige Seifenhände wahrscheinlicher ist.
In der Dusche ist die Wassertemperaturbegrenzung auf 45° C durch ein Thermostat die sicherste Variante, um Verbrühungen vorzubeugen. Ist die Temperatur versehentlich zu heiß eingestellt, kommt es möglicherweise zu großflächigen Verbrühungen.
Badewanne
Ein Vollbad kann zur Entspannung der Muskulatur für jedermann sinnvoll sein, insbesondere im behindertengerechten Bad. Allerdings ist nicht in jedem Badezimmer Platz für eine barrierefreie Dusche und zusätzlich eine Badewanne. In diesem Fall sollte das nachträgliche Aufstellen einer Wanne in Ihrem Bad möglich sein, um den Ansprüchen der Norm in Hinblick auf Barrierefreiheit zu entsprechen. Diese Nachrüstung kann auch im Bereich der Dusche erfolgen. Planen Sie in jedem Fall bei den baulichen Maßnahmen ein, dass Sie entsprechende Anschlüsse und Bodengegebenheiten benötigen.
Dies gilt ebenfalls für das Aufrüsten der Wände, sodass Sie Halte- und Stützgriffe nachträglich leicht montieren können. Berücksichtigen Sie idealerweise, wo die Griffe beim Duschen sinnvoll platziert sind und zusätzlich wo Sie sie beim Nachrüsten mit einer Wanne anbringen müssen.
Ähnlich wie im Duschbereich achten Sie auf eine leicht zu bedienende Einhebelarmatur. Alternativ entscheiden Sie sich für eine berührungslose Armatur, bei der die Wassertemperatur auf 45° C begrenzt ist. Um Verletzungen vorzubeugen, richten Sie den Hebel der Badewannenarmatur nach unten aus.
Checkliste behindertengerechtes Badezimmer
Allgemeines
- Bei mehreren Sanitärräumen pro Wohnung ist einer barrierefrei nutzbar
- Bewegungsflächen von mind. 120 cm x 120 cm vor WC, Waschtisch, Badewanne und in der Dusche – diese Flächen dürfen sich überlagern
- Visuell kontrastierende Ausstattungselemente zur Orientierung
Boden
- Schwellen und Stufen vermeiden
- Rutschhemmender Boden: Rutschhemmklasse mind. Bewertungsgruppe B
Wände
- Tragende Wände oder Wandkonstruktionen im Bereich der Sanitärobjekte gewährleisten
- Nachrüsten mit Stützgriffen an Wänden im Bereich von Dusche und Wanne sowie neben dem WC-Becken ermöglichen
Fenster
- Falls ein Fenster als einzige Belüftungsmöglichkeit dient, leichtes Öffnen und Schließen sowie gute
Erreichbarkeit gewährleisten
alternativ: Lüftungssystem installieren - Mind. ein Fenster ist für bewegungseingeschränkte Personen erreichbar
- Leichtes Öffnen und Schließen sicherstellen: manueller Kraftaufwand max. 30 N und max. Moment 5 Nm
- Eventuell Fenstergriffverlängerung anbringen
Türen
- Du kannst die Tür zum Bad deutlich wahrnehmen
- Die Badezimmertür ist mit geringem Kraftaufwand zu öffnen und zu schließen: Der Kraftaufwand beträgt maximal 25 N und maximal Moment 2,5 Nm
- Du kannst die Badezimmertür (eine Drehflügeltür) nach außen öffnen und von außen entriegeln
- Die Badezimmertür hat eine Durchgangsbreite von mindestens 80 cm und eine Durchgangshöhe von mindestens 205 cm
- Bitte stelle einen schwellenfreien Zugang ins Bad sicher: Die maximale Übergangshöhe beträgt 2 cm
Heizung
- Bei Bewegungsflächen Heizkörper berücksichtigen
- Thermostatventil auf Höhe 85 cm in bequemer Greifhöhe installieren
- Heizkörper auf Höhe von mind. 30 cm anbringen, um Schäden durch Hilfsmittel zu vermeiden
- Verletzungsrisiko durch abgerundete Ecken am Heizkörper minimieren
- Idealerweise Heizkörper außerhalb der Spritzwasserbereiche von Waschtisch, Dusche und Wanne anbringen
- Fußbodenheizungen eignen sich gut, da Du durch die Fußwärme auf Stolperfallen wie Badematten verzichten kannst
Licht
- Mehrere Lichtquellen zur Vermeidung von Schlagschatten im gesamten Bad installieren
- Beleuchtung in den wichtigsten Bereichen sicherstellen: Dusche und Badewanne, WC und Waschbecken
- Auf feuchtraumgeeignete Leuchtmittel und Lampen achten, je nach Position auf Tropf-, Sprüh-, Spritz- oder Strahlwasserschutz achten
- Großflächige Lampen mit geringer Leuchtdichte und diffus streuender Abdeckung reduzieren Reflexionen und Blendungen
- Beleuchtungsstärke von mind. 300 Lux wählen
Bedienelemente
- Bedienelemente für Licht, Strom oder Kommunikationsanlagen gut erkennbar montieren
- Scharfe Kanten durch Abrundungen oder Kantenschutz vermeiden
- Schalterfunktionen eindeutig kennzeichnen
- Eindeutige Rückmeldung bei der Bedienung sicherstellen: durch akustisches, visuelles oder taktiles Signal
- Kraftaufwand für Schalter: max. 2,5 – 5 N
- Schalter müssen stufenlos zugänglich und nicht in Ecken angebracht
- Schalter auf 85 cm Höhe anbringen, bei mehreren Schaltern übereinander beträgt die maximale Einbauhöhe 105 cm
Das WC
- Toilette passend anbringen: Höhe: 46 - 50 cm, Tiefe: mind. 55 cm;
alternativ: höhenverstellbares WC installieren - Seitlich mind. 20 cm Abstand zur Wand oder anderen Sanitärobjekten
- Wände im Bereich der Toilette für Nachrüsten mit Stütz- und Haltegriffen vorbereiten
Der Waschplatz
- Waschplatz ist im Sitzen nutzbar
- Ausreichend Beinfreiraum unter dem Waschtisch auch in Hinblick auf den Siphon
- 100 cm hohen Spiegel unmittelbar über dem Waschbecken anbringen
- Einhebelmischer mit langem Hebel am Waschtisch anbringen;
alternativ: sensorgesteuerte Armatur mit Temperaturbegrenzung auf 45° C montieren - Ausreichend Ablagefläche im Griffbereich bedenken
Die Dusche
- Dusche muss mit Rollator oder Rollstuhl zugänglich sein
- Bodengleiche Dusche mit maximalem Gefälle von 2 % installieren
- Übergänge sind idealerweise als geneigte Fläche ausgebildet
- Rutschhemmende Bodenbeläge verlegen: mind. Bewertungsgruppe B der Rutschhemmungsklassen nach GUV-I 8527
- Wandkonstruktion für Montage von Haltegriffen und einen Duschklappsitz vorbereiten
- Einhandmischarmaturen mit nach unten zeigendem Hebel installieren, um Verletzungen vorzubeugen
alternativ: berührungslose Armatur mit Temperaturbegrenzung von 45° C wählen - Um Duschbereich in Bewegungsflächen einrechnen zu können, beträgt die Neigung des Duschbereichs zur Entwässerung max. 2 %
- Nach Bedarf Klappsitz in der Dusche anbringen oder Badhocker bereit stellen
Die Badewanne
- Nachträgliches Aufstellen einer Wanne im Bad ermöglichen
- Zukunftsorientierte, barrierearme Badewannenlösung wählen
- Halte- und Stützgriffe im Bereich der Badewanne anbringen
- Einhandmischarmaturen im Wannenbereich mit nach unten zeigendem Hebel installieren
- Temperaturbegrenzung für Heißwasser auf max. 45° C einstellen, um Verbrühungen vorzubeugen
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Quellen:
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Laible, J., & Schricker, R. (2016-2018). (J. Laible, Hrsg.) FreiRäume - Barrierefrei Bauen und Wohnen 2016-2018.
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