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Ratgeber: So badet Japan!
7 Gründe warum diese fernöstliche Badgestaltung so praktisch anders ist.
Hast Du dich schon einmal Gedanken über Badezimmer in Japan gemacht? Wenn Du dort nicht Deinen Urlaub verbracht hast oder auf Geschäftsreisen warst, vermutlich nicht. Ehrlich gesagt haben auch wir die Badekultur Japans vor den Recherchen zu diesem Artikel unterschätzt. Dabei haben die Badezimmer so viel zu bieten, überzeuge Dich selbst!
1. Drei Räume für drei Funktionen
Gemütliche Wohnbäder wie wir sie hier kennen, gibt es in Japan nicht. Jede Funktion ist in einem separaten Raum untergebracht: Als erstes betrittst Du den Vorraum, in dem ein Waschbecken, die Waschmaschine und Badmöbel zur Aufbewahrung von Handtüchern stehen. Von hier aus gelangst Du durch zwei Türen einerseits zu dem Toilettenraum und andererseits zum eigentlichen Badezimmer mit Badewanne und Dusche – dem Ofuro. Japaner trennen die Räume zur Reinigung und Entspannung aus hygienischen Gründen strikt von Stand-WC und Hänge-Toilette. Die Vorstellung, im selben Raum sein Geschäft zu verrichten und sich in der Badewanne zu entspannen, ist daher undenkbar. Diese Raumaufteilung bietet den großen Vorteil, dass Familienmitglieder zeitgleich das spülrandlose WC, die Badewanne und den Waschtisch nutzen können. Einigen von Euch ist diese Aufteilung vielleicht von zuhause geläufig: In manchen deutschen Wohnungen befindet sich das WC sowie ein Waschbecken in einem separaten Raum, während das Badezimmer den Waschtisch, die Dusche und/oder die Badewanne beherbergt.
2. Praktisch: Das ganze Badezimmer ist eine Dusche
Betreten Du nun das wirkliche „Bade“-Zimmer, wirst Du Augen machen. Es ist nicht luxuriös oder besonders schick, sondern erfrischend anders. Der vordere Teil des Raumes ist quasi eine überdimensionale Duschwanne, dahinter befindet sich die Rechteckbadewanne. Bevor Japaner in das aufgeheizte Badewasser steigen, reinigen sie sich gründlich. Du nimmst auf einem Duschhocker Platz, brausen Dich mit dem Duschkopf des Duschsets ab und benutzt Seifen für die Körperreinigung – alles mitten im Raum. In japanischen Bädern gibt es keine Duschabtrennungen, der gesamte Raum ist die Dusche. Der schräge Boden leitet das Wasser zu einer Ablaufgarnitur, so dass keine Überschwemmung entsteht.
Das sind die Vorteile:
- Kein einengendes Gefühl beim Duschen
- Für die Reinigung der Dusche einfach die Wände und den Boden abbrausen und mit einem Abzieher trocknen.
- Beim Duschen wärmt sich der gesamte Raum auf, das ist gerade in den nördlichen, kalten Regionen Japans von Vorteil.
3. Baden heißt entspannen
Ist der Körper sauber und frei von Seifenresten? Dann dürfen Du in die Badewanne steigen. Klares, rund 40°C heißes Wasser wartet bereits auf seine Badegäste und lädt zum Entspannen ein. Ein Umlauferhitzer erwärmt das Badewasser permanent auf Wohlfühltemperatur. Zum Vergleich: Bei uns kommt das heiße Wasser direkt aus der Leitung, beziehungsweise sorgen Durchlauferhitzer oder Boiler einmalig für angenehme Temperaturen. Kühlt das Badewasser ab, füllen viele Personen die Badewanne mit neuem, heißem Wasser auf. In Japan erfreuen sich die Badegäste kontinuierlich über das wohltemperierte Nass. Eine Rollabdeckung hält es zwischen den Badegängen zusätzlich warm. In japanischen Haushalten ist es üblich, dass alle Familienmitglieder und auch Gäste dasselbe Badewasser nutzen – daher ist die gründliche Reinigung im Vorhinein so wichtig. Die Badezeit stellt damit eher einen Ausdruck der Entspannung dar statt eines Aktes der Körperpflege. Wer in das heiße Wasser steigt, merkt schnell die entspannende Wirkung.
Doch uns Europäern kommt die Wanne eventuell ein bisschen klein vor: Gewöhnt an großzügige Eckbadewannen und Duo-Badewannen für zwei, mögen wir es, uns in der Wanne zu recken und zu strecken. Die japanischen Wannen sind dagegen für den sitzenden Komfort gedacht. Damit die Schultern nicht auskühlen, können Du mit einer Schüssel das heiße Badewasser schöpfen und sich damit übergießen – das tut gut!
4. Technik soweit das Auge reicht
In Sachen Smart Home liegt die fernöstliche Kultur seit Jahren voraus, so kommt der technische Fortschritt Japans auch im Badezimmer nicht zu kurz: Über einen Mini-Computer lässt sich das Badewasser auf das Grad genau regeln. Der Computer befindet sich meist direkt über der Badewanne und gibt dem Umlauferhitzer sowie der Badewannenarmatur detaillierte Anweisungen über Wassertemperatur sowie -menge. Einige Haushalte verfügen außerdem über eine Fernbedienung, so dass du die Wassertemperatur auch zum Beispiel von der Küche aus steuern können.
5. Hightech-Toilette
Ebenso beneidenswert zeigt sich die fortschrittliche Toilette. In fast allen Haushalten gibt es ein Washlet, zu Deutsch: Dusch-WC. Dabei handelt es sich um eine Toilette, die über eine Duschvorrichtung verfügt und nach der Benutzung den Hintern mit Wasser reinigt. Per Knopfdruck oder über einen Sensor fährt der Duscharm aus der Keramik heraus und sorgt durch den warmen Wasserstrahl für eine sanfte Reinigung. Hier haben wir die wichtigsten Vorteile für Du zusammengefasst.
- Die Reinigung mit Wasser fühlt sich sanft an und ist freundlich zur Haut.
- Im Vergleich zu Toilettenpapier ist Wasser hygienischer, da die Tropfen auch die kleinsten Falten am Po erreichen und so Rückstände besser entfernen.
- Durch die automatische Wasserreinigung erfüllt das Dusch-WC eine alters- und behindertengerechte Einrichtung. Alle, die aufgrund von Bewegungseinschränkungen nicht mehr selbst den Analbereich reinigen können, erfahren durch das Hightech-WC neue Selbstständigkeit.
- Aufgrund der automatischen Wasserreinigung bleiben die Hände frei von Keimen.
- Mit einem entsprechenden WC-Sitz können Interessierte die vorhandene Keramik mühelos und kostengünstig nachrüsten.
6. Beheizter Popo
In Haushalten ohne Dusch-WC kommt eine andere technische Raffinesse zum Einsatz: die beheizbare Toilettenbrille. Da in vielen Gebieten Japans niedrige Temperaturen herrschen und die Bauweise eher dünne, schlecht isolierte Mauern hervorbringt, zeigt sich dieses WC-Sitz Feature ideal. Popo und Oberschenkel bleiben während des Toilettengangs schön warm, ohne Heizkosten für den Toilettenraum zu investieren.
7. Wassersparen leicht gemacht!
Sicher hast Du Dir zuhause auch schon einmal Gedanken dazu gemacht, wie Du Wasser kontinuierlich einsparen kannst: Wasserhähne mit Durchlaufbegrenzern, Sparduschköpfe oder aber Spülkästen mit Zwei-Mengen-Systematik helfen ungemein, ein paar Liter Wasser und damit Kosten einzusparen. Eine ganz andere Herangehensweise findet sich in so manchen fernöstlichen Haushalten wieder: die doppelte Nutzung der wichtigen Ressource in Form einer Waschtisch-Spülkasten-Kombination. Hört sich schräg an? Ist es aber nicht! Auf der Toilettenspülung befindet sich ein kleines Handwaschbecken mit Wandauslauf. Nutzt Du die Mischbatterie, fließt das Wasser direkt in den Spülkasten. Wer nun die Toilettenspülung betätigt, nutzt das bereits verwendete Wasser. Eine Vorrichtung sorgt dafür, dass der Spülkasten unabhängig der Waschtisch-Nutzung immer gut gefüllt ist.
Diese fernöstlichen Badideen beeinflussen zunehmend unsere Badezimmerkultur: So erhält das Dusch-WC vermehrt Einzug in vorwiegend altersgerechte Badezimmer und Computer finden ihren Platz im Bad, um uns die Zeit noch komfortabler zu gestalten. Hast Du kürzlich in Japan neue Badezimmertrends entdeckt? Erzähl uns davon! Wir freuen uns über Deine Erfahrungen und Eindrücke der japanischen Badkultur, schick uns gerne eine Mail an info@calmwaters.de.