Das Lavoir – Bau- und Sozialgeschichte
Als Lavoir wird im französischen Raum ein öffentlicher und häufig von Mauern und Dach geschützter Waschplatz bezeichnet. In Deutschland ist das Lavoir auch als Waschhaus bekannt. Ein bekanntes Lavoir ist beispielsweise das 1851 im neoklassizistischen Stil errichtete Lavoir Loray im Département Doubs bei Bourgogne-Franche-Comté, das als Monument historique zu den wichtigen französischen Baudenkmälern gezählt wird.
Seine Wurzeln hat das Lavoir im 18. Jahrhundert. Bereits seit dem Mittelalter nutzten die Frauen das Wasser von Flüssen und Bächen, um ihre Wäsche am steinigen Ufer zu waschen. Da den Verantwortlichen von Kirchen und Gemeinden das freizügige und offenherzige Verhalten der sogenannten Waschfrauen schon damals ein Dorn im Auge war, wurde der Bau eines Lavoirs häufig von der Gemeinde selbst finanziert. Die Frauen sollten fortan einen hinter Mauern und durch tief gezogene Dächer gut versteckten Waschplatz nutzen. Männer durften ein Lavoir nicht betreten, sodass die Waschhäuser für die Frauen einen Ort für ungestörte Gespräche darstellten. Dieser Eigenschaft ist der heute noch bekannte Ausdruck "geschwätzig wie ein Waschweib" zu verdanken.
Ein Lavoir wurde unmittelbar an einem Fluss oder Bach am Ortsausgang gebaut. Nur wenige Lavoirs wurden durch Quellen oder Brunnen gespeist. Da die Gemeinden sich im Laufe der Zeit vergrößerten, mussten später auch zentral gelegene Lavoirs geduldet werden. Die Außenwände eines Lavoirs wurden aus Mauersteinen oder Fachwerk errichtet, während für die Bedachung häufig Holzkonstruktionen genutzt wurden. Seit dem 19. Jahrhundert wurden auch gusseiserne Stützen errichtet, was das Lavoir optisch einer französischen Markthalle ähneln ließ.
In jedem Lavoir befanden sich zwei oder noch mehr Waschplätze mit in das Waschbecken geneigten Steinen, auf denen die Wäsche gewaschen werden konnte. Die Wäsche wurde entweder mit Holzschlägern oder mit der Hand bearbeitet, während Bürsten erst viel später genutzt wurden. In einfachen Lavoirs musste wegen der geringen Höhe der Waschsteine die Wäsche auf Knien gewaschen werden, während besser ausgestattete Lavoirs das Waschen im Stehen ermöglichten.
Eine Besonderheit stellten Bateaux Lavoirs dar, wie es sie an großen Flüssen in der Nähe von Genf, Lyon oder Paris gab. Diese Lavoir-Boote wurden erstmals gegen 1850 an der Mayenne errichtet und verfügten dank kohlebefeuerter Öfen sogar über warmes Flusswasser.